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Wem gehört der Stopptanz? Teilen von Anfang an!

Teile ich meine Ideen? Dürfen Kolleg:innen in meinem Unterricht hospitieren? Gebe ich meine verwendete Musik weiter? Was ist der Wert meiner Ideen? Woher kommen die Ideen - was ist Meins - Deins - Unser? Ute und Johanna haben sich diese Fragen gestellt. Herausgekommen ist ein Plädoyer für das Teilen, Vernetzen und den Austausch!

Die Bereitschaft von Tanzvermittler:innen, ihr Know-how in Form von Übungen, Musik, fachlichem Backgroundwissen usw. zu teilen, ist in der Pandemie gewachsen. Über dieses Thema und den Status Quo dazu wurde im AG - Treffen (Tanz in der frühkindlichen Bildung vom Bundesverband Aktion Tanz) im Oktober 22 diskutiert. Außerdem wurde bei diesem Treffen über die Bedürfnisse und Ängste zum Teilen gesprochen. Johanna und Ute von Tanzpunkt haben weiter gedacht und folgendes zusammengefasst:

Teilen will gelernt sein, im wahrsten Sinne des Wortes. Teilen ist kein Urinstinkt des Menschen, Kinder müssen teilen lernen. Werden Kinder älter, erkennen sie zudem: Teilen bringt Vorteile. Wer anderen hin und wieder etwas abgibt, macht sich beliebt und findet Freunde oder Verbündete, auf die er zählen kann. So ein Zusammenhalt war schon für unsere Vorfahren sehr wichtig. Nur wenn es gerecht zuging, konnte jeder von ihnen überleben. Dazu mehr hier.

Teile ich mein Wissen und gehe ich in den Austausch, in unserem Fall mit anderen Tanzvermittelnden, entdecke ich neue Möglichkeiten und gewinne Motivation. Ich erfahre: ich bin nicht alleine (“Oh, diese Aufgabe mache ich auch immer”, “X hat die gleichen Schwierigkeiten wie ich”, “Das ist eine tolle Variation des Themas” etc.) und lerne wohlwollender mit mir und auch anderen umzugehen.

In der Coronazeit, in der viele Tanzkünstler:innen von jetzt auf gleich neue Formate der digitalen Vermittlung entwickeln mussten, in der wir alle die Vorteile der Vernetzung über digitale Medien kennenlernten, flammte eine neue Welle des Austausches unter den Tanzpädagog:innen auf. Auch die Gründung unseres Netzwerkes Tanzpunkt fand unter diesen Umständen ihren Ursprung.

Do & Share - ein Format zum Teilen digitaler Tanzpraxis des Bundesverbands Aktion Tanz, ermöglichte eine bundesweite und sogar internationale Vernetzung, Austausch und Wissenstransfer in einem bis dahin nicht gekannten Maß.

Aber was wird eigentlich geteilt? Inhalte? Methoden? Haltungen?

Woher kommt unser Wissen, unsere Inhalte, die wir an die Kinder weitergeben?

Es gibt im Tanz kein Copyright. Wem gehört der Stopptanz? Das Plié? Die Improvisation in der Unterwasserwelt? Wir alle haben einen ähnlichen Schatz an Basiswissen, den wir im Tanzunterricht, in der Ausbildung, in Workshops und im Austausch mit Kolleg:innen erworben haben.

Die neue Idee ist oft eine weitere Variante eines bekannten Themas, eine neue Musik, die dafür verwendet wurde oder ein bis dahin unbekannter methodischer Kniff.

Inhalte für den Tanzunterricht werden über Veröffentlichungen weitergegeben. Vor einigen Jahrzehnten waren das v.a. Bücher, heute kommen andere Aufbereitungen dazu.

So gibt jede Generation diesem Wissenstransfer ein anderes Kleid: Früher z.B. (wenn auch heute noch von Aktualität) “Das Kind und sein Tanz” von Gisela Peters-Rohse, heute ist es eher z.B. diese Toolbox mit Karten oder dieses Online Archiv. Auch wir, als Tanzpunkt, stellen unser Wissen, unsere Best-of-Practice, unsere Kniffe und Tricks in einem Materialpool kostenlos zur Verfügung.

Stellen wir damit den Wert unserer Arbeit in Frage? NEIN! Ein klares Nein, weil die beste Übung nur so gut ist, wie die Tanzvermittlende selbst. Unser wahrer Schatz sind nicht die Inhalte, die in Büchern, Archiven, Tanzkarten weitergegeben werden, sondern was es noch für einen gelungen Tanzunterricht braucht: Wie fange ich an? Wie baue ich die Stunde auf? Wann muss ich von meinem Stundenkonzept abweichen, damit ich noch bei den Kindern bin? Wie stelle ich eine gute Beziehung zu den Kindern her? Wie binde ich alle Kinder ein? Wie wähle ich aus dem Materialpool aus, damit es zu mir passt und ich authentisch bleibe? Das ist unser eigentlicher Schatz. All diese vielen analogen Skills, die sich nicht aus Büchern oder Archiven erwerben lassen, können im konkreten, direkten Austausch weitergegeben werden, wie z.B. durch Hospitation im Tanzunterricht von Kolleg:innen, im kollegialen Gespräch mit der Bereitschaft zur gemeinsamen Reflexion und natürlich auch in Fortbildungen und Workshops.

Auch hier gibt es Bedenkenträger, wie “Mein Wissen ist meine Macht” und die Gefahr ist groß, dass sich dann inhaltlich nichts bewegt. Die Wichtigkeit des Teilens von Wissen ist nicht überall gleich bekannt und akzeptiert. Das Phänomen Knowledge Hiding zeigt diese Probleme explizit. Denn jeder Zehnte verweigert den Austausch von Wissen auf Anfrage. Von daher ist es wichtig, dass auch in unserem Fachgebiet eine Kultur gefördert wird für das Teilen, Austauschen und Vernetzen. (Wer dazu tiefer einsteigen will - hier.)

Also: öffnet eure Türen, lasst die anderen teilhaben, reflektiert gegenseitig wertschätzend und respektvoll, kommt zu unseren AG- Treffen, schließt euch Netzwerken an, weil so das eigene Wissen vertieft, vergrößert, das eigene Profil geschärft und Motivation geschöpft wird.

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