In diesem Blogbeitrag geben Ute und Johanna einen Einblick in ihre Überlegungen zum Thema Feedback im Tanz mit jungen Kindern. Sie konzentrieren sich darauf, wie wir unseren Kleinsten auf spielerische Art und Weise Rückmeldung geben können und warum das so wichtig ist. Außerdem wird diskutiert, wer Tanzvermittler:innen Feedback zur Tanzstunde gibt und warum Feedback auch als Geschenk bezeichnet wird.
Feedback auf Deutsch Rückmeldung bezeichnet in der Kommunikation von Menschen die Rückübermittlung von Informationen durch den Empfänger einer Nachricht an den Sender jener Nachricht und ist damit ein wichtiger Bestandteil unseres täglichen Lebens. Ob im Beruf, im privaten Umfeld oder in der Schule – wir alle erhalten Feedback von anderen Menschen. Ziel ist es in der Regel, darauf aufmerksam zu machen, was gut gemacht wird und/oder wo noch Entwicklungspotenzial besteht. Feedback fördert persönliche Lernprozesse, unterstützt die Selbsteinschätzung und damit die eigene Entwicklung. Doch wie sieht es eigentlich bei den jüngsten Mitgliedern unserer Gesellschaft aus? Wie geben und nutzen sie Feedback? Gibt es da Unterschiede?
„Kammerat-Feedback“ ist ein Begriff aus dem Dänischen für das Feedback von Kindern untereinander. Kinder geben sich gegenseitig Feedback, indem sie auf Initiativen, Vorschläge, Anregungen oder Handlungen anderer Kinder in einer bestimmten Art und Weise reagieren. Diese Reaktionen erfolgen auf körperlicher oder verbaler Ebene und sind - zumindest am Anfang - noch impulsiv und nicht immer unbedingt wertschätzend oder konstruktiv. Richtig Feedback zu geben und zu erhalten ist etwas, das man früh im Leben lernen muss. Der Einsatz von Feedback als Lernmethode und Dialoginstrument ist entscheidend, um ein klares Ziel zu erreichen. Nach James und Jill Nothingham sollte Feedback helfen, drei Feedbackfragen zu beantworten, die sich dem Ziel annähern: Was will ich / wollen wir erreichen? Wie weit bin ich / sind wir bisher gekommen? Was muss ich als nächstes tun? Damit wird Feedback als der effektivste Weg zur Zielerreichung und Weiterentwicklung gesehen (vgl. Nottingham, 2014, S.23). Weitere Impulse dazu findest du hier.
Die Feedbackkultur von und für Kinder ist auch ein wichtiger Bestandteil für Tanz in der Kulturellen Bildung, da sie dazu beiträgt, das Engagement und die Motivation der Kinder zu fördern. Insbesondere in der Tanzvermittlung kann die Beteiligung der Kinder dazu beitragen, ihre Fähigkeiten und ihr Verständnis für die eigenen Ausdrucksfähigkeiten und Wahrnehmung zu stärken. Daher beantworten wir die Frage braucht es eine Feedback- Kultur, auch für die jüngsten Kinder eindeutig mit JA.
Wir unterscheiden im Tanzunterricht:
1. Feedback, das die Kinder erhalten, sei es von Erwachsenen oder anderen Kindern
2. Feedback, das die Tanzvermittler:in erhält
Dabei sollten wir auch bedenken, dass Feedback ständig stattfindet. Es kann ein Kopfnicken, ein Augenzwinkern oder ein Zeichen mit dem Finger sein. Umso wichtiger ist es, sich neben diesen unbewussten Rückmeldungen auch Methoden zu bedienen, die bewusst von der Tanzvermittler:in eingesetzt werden. Die Frage ist, welche besonderen Herausforderungen und Schwierigkeiten tauchen bei einer Feedback-Kultur mit den kleinen Kindern auf? Wie kann Feedback den Jüngsten gelingen? Welche Formen von Feedback kann es geben?
Feedback, das die Kinder erhalten, sei es von Erwachsenen oder anderen Kindern
Um den Jüngsten Feedback zu geben, braucht es alters- und kindgerechte, spielerische Methoden. So kann die Beteiligung der Kinder gefördert und ihr Verständnis von Tanz verbessert werden. Eine Möglichkeit besteht darin, den Kindern während des Tanzunterrichts regelmäßig nach der Methode "Glow and Grow" Rückmeldungen zu geben. “ Beispiel: “Die Kinder sollen über einen “Graben” (Seil oder anderen Gegenstand) springen. Einigen Kindern ist noch nicht bewusst, wie das Abspringen überhaupt geht, einige schaffen schon ein “Sprünglein” über den Graben, einige springen wirklich hoch. Ein oder zwei Kinder, die den “hohen Sprung” beherrschen, dürfen exemplarisch zeigen, wo es hingehen soll. Das Zeigen durch Kinder motiviert alle Kinder mehr, als wenn die Tanzvermittlerin als Beispiel fungiert.
Eine andere Methode, um Kinder spielerisch in die Feedback-Kultur einzubeziehen, besteht darin, ihnen die Möglichkeit zu schaffen, selbst Feedback zu geben. Tanzvermittler:innen können beispielsweise die Kinder in Gruppen einteilen, eine Tanz- und eine Beobachtungsgruppe, und sie bitten zu beschreiben was sie gesehen haben. Das muss sehr engmaschig geführt werden, denn die Gefahr, dass destruktive, negative Kritik geäußert wird, ist groß. Es ist wichtig, dass Kinder dafür einen bestimmten Entwicklungsstand haben (wir empfehlen ab ca.4/5 Jahren) und gute Sprachkenntnisse sind ebenfalls nötig.
Feedback, das die Tanzvermittler:in erhält
Die vermutlich wichtigste und am meisten angewandte Möglichkeit für Tanzpädagog:innen um Feedback von jungen Kindern zu erhalten, ist die Beobachtung. Tanzvermittler:innen können die Körpersprache der Kinder während der Tanzstunde beobachten und daraufhin Interpretationen aufstellen. Zur Beobachtung gehört auch, aufmerksam zu sein für den Flow der Stunde und die Wünsche der Kinder. Wenn Kinder um mehr von einer bestimmten Tanzbewegung bitten oder ein bestimmtes Musikstück nochmal hören möchten, kann dies als Feedback aufgenommen werden. Ebenso können unmittelbare, direkte Reaktionen der Kinder oder Störungen wie der Gang auf die Toilette als Feedback interpretiert werden. (All diese Beobachtungen sind natürlich sehr subjektiv. “Ich muss auf´s Klo” kann vielfältig interpretiert werden: bedeutet es, das Kind hat vergessen vorher auf die Toilette zu gehen, oder aber langweilt es sich oder ist es überfordert oder ist es zu aufregend oder…?) Hier ist eine große Sensibilität der Tanzvermittler:in gefragt.
Eine weitere Möglichkeit ist, dass die Kinder ihre Erlebnisse durch Malen ausdrücken. Was die Kinder gemalt haben, kann zeigen, was sie am meisten berührt hat, was von der Tanzstunde hängen geblieben ist.
Auch Methoden wie eine Ja/Nein-Ecke oder ein Farbensystem (Rot-Gelb-Grün) oder Smileys verteilen können helfen, Feedback von den Kindern zu bekommen. Eine, aber leider sehr verbale, Methode ist das Vervollständigen von Satzanfängen, wie: Ich fand gut, dass … , Mein schönster Tanzmoment heute war… oder Für das nächste Mal wünsche ich mir … Weitere Anregungen findest du hier.
Zusätzlich kann auch das Feedback von Dritten wie Eltern oder insbesondere pädagogischem Personal eine wichtige Rolle spielen. So können diese Personen Rückmeldung zum Fortschritt und der Entwicklung der Kinder geben.
Feedback - ein Geschenk? Feedback wird manchmal als Geschenk bezeichnet, weil es wertvoll und konstruktiv sein kann, wenn es richtig gegeben wird. Ähnlich wie ein Geschenk kann es etwas sein, das uns hilft, zu wachsen und uns verbessern zu können, aber jeder entscheidet selber, ob es angenommen wird oder nicht. So auch bei den Jüngsten in unseren Tanzstunden. Es gibt also durchaus Feedbackmethoden auch für und mit den jüngsten Kindern. Sie zu etablieren braucht Zeit und Geduld. Der Umgang damit kann dann entwickelt und gefestigt werden, wenn Feedback regelmäßig stattfindet. In unserem Austausch stellten wir jedoch fest, dass wir uns das meiste Feedback von sehr jungen Kindern über die Beobachtung und Interpretation der Körpersprache der Kinder einholen. Das heißt, in diesem Alter ist das Feedback sehr abhängig von der subjektiven Wahrnehmung der Tanzvermittler:in, und damit ist deren Feinfühligkeit und Weitsicht sehr gefragt. Und - da sind wir wieder beim Hauptanliegen von Tanzpunkt: Austausch mit anderen Tanzvermittler:innen - Erfahrungen, Stolperfallen, Höhen und Tiefen auch im Bereich Feedback teilen, ist wichtig, um differenziert und professionell den Herausforderungen unserer Arbeit zu begegnen. Denn wenn wir als Tanzschaffende es schaffen, allen Beteiligten den Raum und die Möglichkeiten zu geben, voneinander zu lernen, dann bereichert das nicht nur die Bildungsprozesse der Kinder, sondern auch uns.
Fotos: Franz Kimmel
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