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Tanz! Nach draußen!

Es ist soweit, der Frühling ist da!

Höchste Zeit, den Blick nach draußen zu werfen und Tanzkunst endlich aus der Indoorisierung zu befreien.

Die Kinder müssen an die frische Luft.



In diesem Blogbeitrag möchte Lisa von Tanzpunkt den Gewinn für die Gesundheit durch Tanz in den Fokus stellen – ein weiterer Aspekt, weshalb Tanz möglichst früh in der Kindheit beibehalten und geschult statt aberzogen werden sollte.   



Ja, Tanzschaffende wissen, dass Tanz nicht nur Kunst, sondern auch Heilkunst ist. Wir spüren es tagtäglich bei unserer Körperarbeit. In diversen Mythen und Religionen gehören Tanz und Heilung seit Jahrtausenden zusammen. So ist zum Beispiel der griechische Gott Apollo der Gott der Heilung und der Künste, des Tanzes und der Musik, die Tarantella ein Heilungsritual. Ähnliche Beispiele existieren in vielen anderen Kulten und Religionen (Christensen & Chang, 2018, S.11).

Darüber hinaus wirkt Tanz dem gesellschaftlich weit verbreiteten Bewegungsmangel entgegen. Tanz schult Soft Skills (Empowering Dance, 2020) und kann somit gut zur Team- und Kommunikationsförderung eingesetzt werden, wenn in der Gruppe getanzt wird. Tanz stärkt das Selbstbewusstsein. Tanz fördert Kreativität und Spontaneität. Tanz befreit aus starren Denkmustern. Tanz wirkt Ängsten und Depressionen entgegen. Tanz bereichert die Lebensqualität (Lovatt, 2021, S.38). Tanz schafft Zugänge zur inneren Bewegtheit und macht Gefühle sichtbar – so die Definition einer Gehörlosen von Tanz (Christensen & Chang, 2018, S.199).

 

Dennoch findet all das zumeist in geschlossenen, oft kleinen Räumen statt.

Durch die starke Indoorisierung sind die Sinne bei vielen Menschen untrainiert. Zwar gibt es immer wieder Projekte und Performances die im öffentlichen, meist urbanen Raum stattfinden, aber alltäglich – so wie Joggen gehen – ist das leider nicht. Das ist bedauerlich, denn ich denke, dass das positive Potential, dass dem Tanz innewohnt noch mehr entfaltet werden könnte, indem wir raus gehen und unseren Wirkkreis in die Natur verlegen. Insbesondere in den WALD! Um die Sinne wieder zu beleben und weiter zu sensibilisieren, bietet der Wald mit seiner Weite und Vielfalt an Strukturen, ein perfektes Setting (Schuh & Immich, 2019, S.49 ff.). Alle Bilder, mit denen zeitgenössische Tänzer:innen imaginativ im Tanzsaal arbeiten, werden hier real: die bunte Vielfalt, der Duft der Bäume, die Haptik des Bodens, die Musik des Waldes.



Zudem birgt die Atmosphäre des Waldes einiges an präventiv gesundheitsfördernden Aspekten (und dies ganz automatisch, sobald wir den Wald betreten):

Der Aufenthalt im Wald senkt die Stresshormone Cortisol und Adrenalin im Blut. Wald wirkt Bluthochdruck entgegen. Wald aktiviert den Parasympathikus – den Nerv, der für Regeneration, Entspannung, Wiederaufbau körperlicher und geistiger Ressourcen zuständig ist. Wald beschleunigt Genesungsprozesse. Wald schärft die Sinne. Aktuelle Studien erforschen weitere positive Effekte der Wirkweisen des Waldes, wie z.B. auf die Aktivierung von Killerzellen (Li, 2018,S.67ff.).



Beide Praktiken (Tanz und „Waldbaden“) passen auch entwicklungsgeschichtlich betrachtet gut zueinander:

Wir stammen aus dem Wald und aus den ersten Kommunikationsformen Gestik und Mimik hat sich Tanz entwickelt, aus Lauten wurde Gesang (Fischer, 2019, S.14). Tanzhistoriker wissen, dass aus nonverbalen Absprachen und dem Trainieren bestimmter Bewegungsabläufe für die Jagd die ersten choreografierten Ritualtänze entstanden sind. Somit liegt nahe, dass ein Besinnen auf unseren Ursprung beim Entschleunigen hilfreich sein kann, gestresste Menschen erdet und ein Gefühl des „Bei-sich-Seins" fördert.

In Deutschland haben gesundheitsfördernde Maßnahmen im Wald und der moderne Tanz zudem ähnliche Wurzeln. Zu Beginn des 20.Jahrhunderts als in Deutschland bereits Waldtherapie praktiziert wurde (Schuh & Immich, 2019, S.12) gab es auch in der Tanzszene ein „Zurück zur Natur” und eine Befreiung des Körpers aus den starren Korsetts und Formen des klassischen Balletts.


Diese Bewegung führte maßgeblich zur Gründung der Künstlerkolonie Monte Verita - DER Hotspot der europäischen Reformbewegung und Schmelztiegel von alternativen und innovativen Denkansätzen in Kunst, Kultur, Gesellschaft und Wissenschaft. 2022 wurde der „Moderne Tanz in Deutschland", der sich ohne diese Zeit „outdoor" bestimmt nicht so entwickelt hätte und ausserdem einen Grundstein für die Tanz- und Körpertherapie gelegt hat, von der Unesco zum immateriellen Weltkulturerbe benannt (UNESCO, 2022).




Der Wald kann im Tanzsetting nicht nur als  Naturraum und Kollege, sondern auch als „Tanzpartner und Mittänzer" definiert werden: wir möchten nicht nur im Wald tanzen, wie in einer Kulisse, in der Übungen absolviert werden oder wie auf einer Bühne, auf der performt wird, den Wald nicht nur als Inspirationsquelle nutzen, sondern ganz bewußt mit ihm: der Wald wird Teil der Tanzsituation, Materialien des Waldes werden mit dem Körper und allen fünf Sinnen erforscht, die Sensomotorik durch den bewussten Kontakt der Tanzenden mit ihrer Umgebung gefördert. Laut Biophilie-Hypothese könnte diese bewusste Kontaktaufnahme auch zu psychischem und physischem Wohlbefinden führen (Schuh & Immich, 2019, S.9.).



Also: Let´s go back to the roots!

Raus mit Euch!

(Wer keinen Wald vor der Tür hat: Im Stadtpark oder dem Außengelände der Kita gibt es auch Wildnis und sehr viel zu entdecken.)

Zwei kleine Inspirationen gibt es hier: Naturfilm und als Erweiterung dazu die Motivsuche.

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